Montag, 25. Februar 2013

Spatzen und Zaunkönige




Seit dem von mir beschriebenen Schub sind nun fast zehn Jahre vergangen und man kann der MS wirklich nicht nachsagen: das einem in ihrer Gesellschaft langweilig wird.
In den vergangenen Jahren habe ich einige mal mehr, mal weniger drollige neue Symptome kennengelernt. manche sagten nur mal kurz „Hallo", wie ein scheuer Zaunkönig am Wegesrand, manch andere nisteten sich dauerhaft ein wie Spatzen in einer Hecke.

Wenn ich mir meine alten Berichte durchlese, muß ich lächeln. Wenn ich an den Regenschirm denke, zum Beispiel, den ich damals als Gehhilfe nutzte, weil ich mich so vor meinem inneren Mode- und Stilberater wohler fühlte. Heute nutze ich meine Gehstöcke mit anatomischem Fischergriff so selbstverständlich wie Schuhe und erwische mich ab und zu dabei Menschen ohne Gehhilfe als irgendwie seltsam unvollständig zu empfinden.

Obwohl mir mein innerer Stilberater immer noch reinquatscht - wenn schon Stock, dann bitte hübsch. Es ist unfaßbar wie schwer es hierzulande ist, einen Gehstock in einer anderen Farbe als regenwettergrau oder pessimistenschwarz zu bekommen.
Ich habe mal eine Verkäuferin im Sanitätshaus gefragt warum die Farbauswahl bei den Stöcken so... eher bescheiden ist. Woraufhin sie mir mit leicht gesenkter Stimme zuraunte: „Es geht wohl darum nicht aufzufallen".

Ja, dachte ich, ja genau das ist es. Die Hersteller besagter Stöcke wollen tatsächlich nicht durch ansprechende Farben oder gar schicke Muster auf den Stöcken auffallen.
Man könnte ihre Ware ja gut finden oder sich sogar sagen: der ist aber nett, den will ich unbedingt haben.
Nein natürlich geht es nicht darum. Die Hersteller denken bei besagtem Auffallen eher an ihre Kunden. Ehrlich gesagt fällt jemand der wie ich, mit Mitte vierzig mit einem Stock in jeder Hand herumhumpelt eh auf - egal wie dezent die Dinger auch lackiert sind.

Die Engländer haben es in dieser Hinsicht gut. Dort gibt es Stöcke... mit rosa Rosen, mit nautischen Motiven, mit bunten Streublümchen, mit schottischen Karos, und... ach... mit Paisley in allen Farben...
Bis dieser Trend durch den Eurotunnel kriecht, bleibt mir nur Reflektorfolie und D-c-fix.

2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Aspera, ich fahre mit Dir auch wenn ich die Zugbegleiterin nicht ausstehen kann.
    Ich finde es toll und unbedingt notwendig, daß Du mir und der Welt von Dir und Deiner Krankheit berichtest ! Es ist wichtig für Menschen wie mich, die keine Ahnung haben wie es Menschen wie Dir im Alltag so ergeht. Und, ganz ehrlich, Du (be)schreibst zum Gänsehautkriegen gut: manchmal zum Lachen komisch und dann wieder zum Schniefen rührend... Alles Liebe, Deine Geli

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  2. Liebe Geli

    Dankeschön für deine lieben Worte. Ich kann die Zugbegleiterin auch nicht ausstehen, aber los werde ich sie auch nicht mehr... dafür muß sie sich jetzt halt meine Beschreibungen gefallen lassen.

    Viele Grüße
    aspera

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