Mittwoch, 22. Mai 2013

Schiffbrüchig






Schiffbrüchig

Hinter geschlossenen Lippen
forme ich Fragen die mit würde beginnen
mit wäre oder mit hätte

und mit geschlossenen Augen
horche ich aus mir heraus
nichts
nur
das Rauschen der Straßen
es klingt
wie das Tosen eines Meeres
still
scheitere ich an dieser Nacht
mein Bett
ein Schiff, ein Wrack
und nirgends Land in Sicht


Wolken eine Liebeserklärung...





So verschieden die Menschen sind, so verschieden ist wohl das, was sie sich unter einem schönen Wetter vorstellen.
Ich mag es wie gesagt lieber kühl bis kalt. Und für mich gibt es nicht öderes als einen leeren blauen Himmel, von dem den ganzen Tag sie Sonne lacht.

Wolken am Himmel finde ich schön. In allen Formen, Farben, Größen.
So gesehen habe ich gerade eine gute Zeit: Es ist für die Jahreszeit zu kalt und der Wind scheucht Wolken und noch mehr Wolken über den Himmel wie eine aufgeschreckte Schafherde. Herrlich!

Wolkengucken hat für mich etwas Meditatives. Wenn ich an der Haltestelle neben den mit gesenkten Köpfen auf ihr Schlauphone starrenden Menschen stehe, geht mein Blick zum Himmel hinauf.
Dort findet sich auch so manche Nachricht: Wolken die einen Wetterwechsel ankündigen, Wolken die wie Dinge aussehen, Wolken wie Gemälde, Wolken wie hingehauchte Poesie...

Und oft mache ich Fotos von Wolken. Erinnerungen an etwas, das sich ständig verändert und unwiederbringlich ist.

Dienstag, 14. Mai 2013

Krankenkassenkomik





Heut morgen klingelte das Telefon. Ein freundlicher Herr vom Sanitätshaus Sowieso in Mitteldeutschland war am anderen Ende der Leitung um mir mitzuteilen, daß er am Vormittag vorbeikommen wolle um mir meinen Elektrorollstuhl zu liefern.

Ich war zunächst erfreut erschüttert. Ist ja noch nicht so lange her, das ich die Verordnung der Kasse vorgelegt habe. Da ich meine Krankenkasse kenne, habe ich mit drolligen endlosen Diskussionen gerechnet.

Ich bin was die Versorgung mit Hilfsmitteln durch die Kasse angeht leider nicht gerade verwöhnt. Als ich vor - wie lange ist das her - eineinhalb Jahren vielleicht - einen Leichtgewichtrollator beantragt habe, damit ich mich auch weiterhin selber versorgen kann, ergaben sich daraus geradezu absurde Telefonate mit der entsprechenden Hilfmittelberaterin der Kasse. Die gingen ungefähr so:

Sie: „Warum brauchen sie denn einen Leichtgewichtrollator?"
Ich: „Weil ich, wie Ihnen mein Arzt schon im Attest geschrieben hat, neben der MS noch einen Haufen kaputter Bandscheiben habe und daher nicht schwer heben soll."
Sie: „Aha"
Pause
Sie: „Und wofür brauchen sie den Rollator?"
Ich: „Nun wofür man einen Rollator so braucht. Der hilft einem wenn man nicht mehr so sicher gehen kann. Ich habe MS und bin ataktisch."
Sie (inzwischen schon recht schnippisch): „Aber wo wollen sie denn damit hin?"
Ich: „Zum Einkaufen zB, oder in die Bibliothek.. Dazu muß ich den Rollator in die Straßenbahn heben."
Sie (inzwischen schnippisch auf Stufe zwei): „Aber können sie denn nicht bei sich einkaufen?"
Ich (entgeistert auf Stufe eins): „Wie meinen sie das?"
Sie (schnippisch auf mindestens Stufe vier): „Na, sie brauchen doch nicht extra Bahn fahren zum Einkaufen!"
Ich (schwankend zwischen entgeistert und belustigt): „Im meiner Umgebung gibt es nur einen Bäcker und sonst keine Geschäfte."
Sie ( schnippisch auf ganz hohem Niveau): „Das gibt es doch nich!."
Ich: „Doch, doch."
Sie für Sekunden sprachlos, dann: „Ja aber müssen sie denn unbedingt raus?"
Ich für Sekunden länger sprachlos und um Fassung bemüht: „Ja. Es kommt leider keine gute Fee und füllt meinen Kühlschrank. Und ab und zu muß auch ein Behinderter mal an die frische Luft."
Sie: „Ich melde mich wieder."

Wie gesagt war ich daher sehr überrascht, das die Sache mit dem Rollstuhl fast glatt lief. Fast, denn als ich den netten Herrn von Sanitätshaus fragte was für ein Model er mir denn bringen wollte, sagte er freudig „Den Soundso, der ist klein und wendig." Mir schwante Arges. „Ähm... Wenn ich sie darauf aufmerksam machen dürfte das klein nicht wirklich zu meinen Körpermaßen paßt. Ich meine sie haben mich bisher weder nach Größe oder Gewicht gefragt, oder ob ich links- oder rechtshändig bin."
Er, sehr kleinlaut: „Stimmt."

Nachdem er meine Maße mit denen des für mich vorgesehenen Rollstuhls verglichen hatte, fiel ihm auf das wir nicht zueinander passen und versprach sich die Tage wieder zu melden.
Normalerweise wird erst maßgenommen, dann ausgeliefert, aber wem erzähl ich das... Vielleicht hatte der Herr ja einfach Lust auf einen vergeblichen Ausflug dreihundert Kilometer hin und dreihundert zurück...