Montag, 1. Februar 2016

Wirtschaftlichkeit nach Art des Hauses




Vor ein paar Wochen habe ich bei meiner Krankenkasse angerufen und gefragt ob ich für meinen Rollator einen Reparaturschein bekommen könnte, da er dringend eine Runderneuerung braucht.

Die Dame von der Kasse wühlte in ihrem Computer herum.
„Der ist ja 5 Jahre alt. Aus wirtschaftlichen Gründen wird ein so alter Rollator nicht repariert. Lassen sie sich von ihrem Arzt ein Rezept für einen neuen Rollator ausstellen.“

Gesagt getan.

Bei dem Sanitätshaus mit dem die Kasse einen Vertrag hat man keine besonders gute Auswahl an Rolldingern. Aber ein Modell wäre für meine Zwecke gut geeignet gewesen. Das Problem ist jedoch das ich 3 Kilo zuviel für diesen Rollator wiege. In Kleingedruckten fand ich jedoch die Zeile, das der Rollator noch für 10 Kilo Zuladung gebaut ist. Prima, hab ich gedacht, dann paßt das ja schon.

Das Sanitätshaus brach jedoch zusammen:
„Nein, das können wir nicht machen. Sie brauchen den Rollator soundso der ungefähr 450 Euro kostet.“
Woraufhin ich vorschlug ich könne gerne ein Schreiben aufsetzten, daß ich den von mir gewünschten Rollator - den für 69 Euro - auf eigene Gefahr benutze.
Die Tante vom Sanitätshaus legte noch mal so richtig eins drauf - stöhnte, ächzte, seufzte in allen Tonlagen:
„Ob das ginge wisse sie nicht. Ich solle doch bitte die Kasse fragen.“

Ich also wieder die Kasse angerufen und mein Problem geschildert.
„Nein das geht nicht.“
Ich: „Aber der von Sanitätshaus vorgeschlagene Rollator ist teuer“
Die Hilfmittelfachberaterin meiner Kasse:
„Die Kosten übernehmen wir. Sie zahlen nur 10 Euro.“
Ich:  „Schön soweit, das Problem ist nur, daß das teure Ding so breit ist, das ich damit in der Straßenbahn vermutlich nicht weiter als bis zur Tür kommen werde.“
Die Hilfsmitteltante:
„Darum geht es doch nicht.“
Ich: „Das sehe ich anders, da ich leider keinen eigenen PKW vor der Tür habe.“
Woraufhin sie mir einen Spruch vorbetete  der sinngemäß darauf hinauslief, das man dem Patienten einen angemessenes Hilfsmittel zur Verfügung stellen müsse.
„Genau,“ hakte ich ein „angemessen wäre es, wenn das Rolldings auch alltagstauglich ist., sprich mich im meinem Alltag begleitet, der nun mal in Ermangelung eines Mercedes auch aus vielen Fahrten mit dem öffentlichen Nahverkehr besteht.“
„Das,“ sagte sie ganz besonders betont pampig „ist ihr Problem und nicht unseres.“

Und was kommt unter dem Strich dabei raus? Statt eines Reperaturscheines für einen bis auf die Verschleißteile noch ganz ansehnlichen Rollators, oder des Modelles für 69 Euro der gut passen würde solange ich keine zehn Kilo Mehl hineinpacke, muß ich nun den für 450 Euro auf Kassenkosten nehmen, mit dem ich dann bis zur Haltestelle fahren kann um den abfahrenden Straßenbahnen zu nachzuwinken. Und das - wir erinnern uns - aus wirtschaftlichen Gründen. Ich bin begeistert!