Dienstag, 14. Mai 2013

Krankenkassenkomik





Heut morgen klingelte das Telefon. Ein freundlicher Herr vom Sanitätshaus Sowieso in Mitteldeutschland war am anderen Ende der Leitung um mir mitzuteilen, daß er am Vormittag vorbeikommen wolle um mir meinen Elektrorollstuhl zu liefern.

Ich war zunächst erfreut erschüttert. Ist ja noch nicht so lange her, das ich die Verordnung der Kasse vorgelegt habe. Da ich meine Krankenkasse kenne, habe ich mit drolligen endlosen Diskussionen gerechnet.

Ich bin was die Versorgung mit Hilfsmitteln durch die Kasse angeht leider nicht gerade verwöhnt. Als ich vor - wie lange ist das her - eineinhalb Jahren vielleicht - einen Leichtgewichtrollator beantragt habe, damit ich mich auch weiterhin selber versorgen kann, ergaben sich daraus geradezu absurde Telefonate mit der entsprechenden Hilfmittelberaterin der Kasse. Die gingen ungefähr so:

Sie: „Warum brauchen sie denn einen Leichtgewichtrollator?"
Ich: „Weil ich, wie Ihnen mein Arzt schon im Attest geschrieben hat, neben der MS noch einen Haufen kaputter Bandscheiben habe und daher nicht schwer heben soll."
Sie: „Aha"
Pause
Sie: „Und wofür brauchen sie den Rollator?"
Ich: „Nun wofür man einen Rollator so braucht. Der hilft einem wenn man nicht mehr so sicher gehen kann. Ich habe MS und bin ataktisch."
Sie (inzwischen schon recht schnippisch): „Aber wo wollen sie denn damit hin?"
Ich: „Zum Einkaufen zB, oder in die Bibliothek.. Dazu muß ich den Rollator in die Straßenbahn heben."
Sie (inzwischen schnippisch auf Stufe zwei): „Aber können sie denn nicht bei sich einkaufen?"
Ich (entgeistert auf Stufe eins): „Wie meinen sie das?"
Sie (schnippisch auf mindestens Stufe vier): „Na, sie brauchen doch nicht extra Bahn fahren zum Einkaufen!"
Ich (schwankend zwischen entgeistert und belustigt): „Im meiner Umgebung gibt es nur einen Bäcker und sonst keine Geschäfte."
Sie ( schnippisch auf ganz hohem Niveau): „Das gibt es doch nich!."
Ich: „Doch, doch."
Sie für Sekunden sprachlos, dann: „Ja aber müssen sie denn unbedingt raus?"
Ich für Sekunden länger sprachlos und um Fassung bemüht: „Ja. Es kommt leider keine gute Fee und füllt meinen Kühlschrank. Und ab und zu muß auch ein Behinderter mal an die frische Luft."
Sie: „Ich melde mich wieder."

Wie gesagt war ich daher sehr überrascht, das die Sache mit dem Rollstuhl fast glatt lief. Fast, denn als ich den netten Herrn von Sanitätshaus fragte was für ein Model er mir denn bringen wollte, sagte er freudig „Den Soundso, der ist klein und wendig." Mir schwante Arges. „Ähm... Wenn ich sie darauf aufmerksam machen dürfte das klein nicht wirklich zu meinen Körpermaßen paßt. Ich meine sie haben mich bisher weder nach Größe oder Gewicht gefragt, oder ob ich links- oder rechtshändig bin."
Er, sehr kleinlaut: „Stimmt."

Nachdem er meine Maße mit denen des für mich vorgesehenen Rollstuhls verglichen hatte, fiel ihm auf das wir nicht zueinander passen und versprach sich die Tage wieder zu melden.
Normalerweise wird erst maßgenommen, dann ausgeliefert, aber wem erzähl ich das... Vielleicht hatte der Herr ja einfach Lust auf einen vergeblichen Ausflug dreihundert Kilometer hin und dreihundert zurück...

4 Kommentare:

  1. Ich(belustigt auf Stufe drei) : im nachhinein liest sich das echt zu komisch !!!
    Ich freue mich, wenn`s tatsächlich bald klappt mit einem passenden Elektrorollstuhl.
    Deine Geli

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    1. Hallo Geli

      Nicht wahr? Die besten Komödien schreibt das Leben...

      Liebe Grüße
      aspera

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  2. Ich (fassungslos auf Stufe 7) 600 Kilometer, um einen Rollstuhl "vorbeizubringen"? Ich meine, Du wohnst doch in einer großen Stadt, gibt es dort keine Sanitätshäuser mit entsprechenden Gefährten? Wer hat sich denn diesen Murks wieder einfallen lassen... kopfschüttel... und ich wage gar nicht daran zu denken, was ist, wenn mal was ist, ich meine mit dem Gefährt, kommt dann der technische Kundendienst aus München um mal eben nachzuschauen...
    Und sich dafür rechtfertigen zu müssen, dass man einen Rollator benötigt, das ist doch wohl eine Frechheit... manmanman... ich fasse es nicht.

    Schön, dass Du es noch mit gewissem Humor trägst, ich wäre denen wahrscheinlich durchs Telefon gekrochen.

    Liebe Grüße
    Rabea

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  3. Hallo Rabea

    Das nennt sich "wirtschaftlich" - zumindest für das Sanitätshaus. Bei manchen Kassen ist es möglich einfach in das nächstbeste Sanitätshaus zu gehen und das Rezept einzureichen. Bei anderen geht das nicht.

    Heute kam ein Mensch von einem nur noch 58 Kilometer weit entfernten Sanitätshaus um meine Maße zu nehmen. Es besteht also noch Hoffnung.

    Liebe Grüße
    aspera

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