Sonntag, 8. Dezember 2013

Sturmsicher




  
Letztens wurde in den Wetterberichten mal wieder ein Orkan von dem Ausmaß eines mittleren Weltunterganges angekündigt... Naja, zumindest dichte dran.
Mittags sollte es losgehen und so machte ich mich am Morgen daran meinen Balkon gebührend auf das Ereignis vorzubereiten.

Da meine Windspiele eben nicht Orkanspiele heißen, stopfte ich sie in eine Tüte und dann in den Schrank. Die zahlreichen Solarlichter verstaute ich in einer Ecke nah am Haus. Schließlich band ich die Sitzpolster an den Stuhl und zog meinen geliebten Dachrinnenholunder in eine Süd-West-Richtung, die dem Wind nicht soviel Angriffsfläche bieten würde..
Den Holunder habe ich vor gut zweieinhalb Jahren aus einer Dachrinne gepult.
Damals waren seine drei Stämmchen gut 3 Zentimeter lang, aber die Wurzeln hatte er auf gut dreißig Zentimeter in der trockenen Dachrinne ausgestreckt... Lebenskünstler eben.
Seit dieser Dachrinnenkindheit ist dieser Holunder etwas eigen. Ob aus Sturheit, oder von Verlustängsten geplagt, trägt er auch mitten im Winter Blätter an den Zweigenden, was so einen ausgewachsenen Orkan natürlich freut...
Schließlich stellte ich auch noch die bepflanzten Balkonkästen auf die Erde und band meinen Besen fest.

Jeder Gartenarchitekt würde beim Anblick meines Balkons die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, Jeder Feng-Shui-Berater würde vermutlich in Tränen ausbrechen, aber jeder fähige Psychologe würde langsam nicken und sagen: „Genau."
Ich wünsche mir oft ich könnte mein Leben sturmsicher verpacken wie meinen Balkon. Ich wünsche mir, ich könnte meine Seele in kalten Zeiten so sorgfältig mit wärmenden Vlies bedecken wie meine Pflanzen. Ich wünsche mir, ich könnte das Licht heller Tage solarlampengleich in meine Dunkelheit tragen.
Und ich wünsche mir die Zuversicht eines Samenkorns, das wo auch immer das Leben es fallen läßt, über sich hinaus zu wachsen versucht...



2 Kommentare:

  1. Ich habe so gelacht, liebe Aspera, besonders als ich mir das wissende Gesicht des Psychologen vorgestellt habe. Und dann, bei den letzten vier Sätzen, erstarrte mein Lächeln und ich hatte Tränen in den Augen.
    Ich wünschte, ich wäre eine Fee und ich hätte die drei Wünsche für Dich . . .

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  2. Liebe Geli

    Vielen Danke für deine lieben Worte.
    Ich wünsche mir so dann und wann auch eine Fee um sie jemanden zu schicken...

    Liebe Grüße, aspera

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